Es kursieren viele Vorstellungen darüber, was Meditation sein müsste, und etliche davon entpuppen sich als Mythen. Diese falschen Annahmen schrecken Einsteiger oft ab. Hier sind fünf der häufigsten Meditation-Mythen – und warum Du sie getrost über Bord werfen kannst:
Mythos 1: „Ich kann nicht stillsitzen, also kann ich nicht meditieren.“
Fakt ist: Du musst nicht kerzengerade stundenlang im Lotussitz verharren, um meditieren zu können. Im Gegenteil, Meditation gelingt am besten, wenn Du es Dir bequem machst. Du darfst Deinen Rücken anlehnen, Deine Beine in eine gemütliche Position bringen – es geht nicht um akrobatische Verrenkungen. Selbst während der Meditation gilt: Wenn etwas weh tut oder unbequem ist, darfst Du Deine Haltung anpassen. Kein Meditationsmeister sitzt wie eine Statue – beweg Dich ruhig mal, wenn nötig. Wichtig ist die innere Ruhe, nicht die äußere Steifheit. Viele Techniken empfehlen sogar eine entspannte Haltung, weil angestrengtes Sitzen nur unnötig ablenkt. Also: Keine Angst vor Zappeligkeit – mit etwas Übung wirst Du von selbst ruhiger werden.
Mythos 2: „Beim Meditieren muss man an nichts denken (Gedanken komplett abstellen).“
Das ist vielleicht der größte Irrtum. Niemand kann das Gedankenkarussell einfach ausschalten – unser Gehirn produziert nun mal 50.000 bis 70.000 Gedanken pro Tag ganz natürlich! Meditation bedeutet nicht, dass Dein Kopf plötzlich leer ist. Vielmehr lernst Du, Deine Gedanken aus einer Beobachterperspektive vorbeiziehen zu lassen, ohne Dich von ihnen mitreißen zu lassen. Gedanken sind während der Meditation erlaubt und normal. Wenn Du merkst, dass Du gedanklich abgeschweift bist, kehrst Du sanft zu Deinem Fokus (z. B. dem Atem) zurück – das ist schon die ganze Übung. Gedanken sind wie Wolken am Himmel: Meditation heißt, sie ziehen zu lassen, statt sie krampfhaft wegdrücken zu wollen. Je weniger Du gegen Deine Gedanken ankämpfst, desto ruhiger wird der Geist von selbst.
Mythos 3: „Man braucht viel Zeit – unter einer Stunde bringt das nichts.“
Falsch. Schon wenige Minuten am Tag können einen Unterschied machen. Natürlich vertieft sich die Erfahrung mit längerer Übung, aber gerade am Anfang reichen 5–10 Minuten tägliches Meditieren völlig aus. Wichtig ist die Regelmäßigkeit, nicht die Marathon-Sitzung. Denk an Meditation wie ans Zähneputzen: Lieber täglich kurz als selten und dann exzessiv. Studien haben gezeigt, dass bereits Programme von 8–10 Minuten täglich über einige Wochen messbare Effekte auf Gehirn und Wohlbefinden haben. Dein Geist lernt schnell, in den Ruhemodus zu wechseln – auch in kurzer Zeit.
Mythos 4: „Man muss religiös oder spirituell sein, um richtig zu meditieren.“
Überhaupt nicht. Meditation in der heutigen Form ist eine Technik zur Schulung von Geist und Aufmerksamkeit, die völlig weltanschaulich neutral genutzt werden kann. Ja, viele Traditionen haben Meditationspraktiken entwickelt, aber Du musst keiner Glaubensrichtung angehören, um davon zu profitieren. Du brauchst auch keine exotischen Mantras (außer Du möchtest). Ob Atheist, Christin oder Agnostiker – Meditation ist offen für alle, denn es geht um universelle menschliche Erfahrungen: Atmung, Gewahrsein, Präsenz. Moderne Achtsamkeitskurse wie MBSR sind explizit säkular. Meditation erfordert keinen „Glauben“, nur Ausprobieren.
Mythos 5: „Ich bin zu unruhig im Kopf – Meditation ist nichts für mich.“
Gerade dann ist Meditation für Dich gemacht! Viele denken, man müsse bereits innerlich ruhig sein oder „der Typ dafür“, um zu meditieren. Tatsächlich berichten aber die meisten, die anfangen, von einem wilden Gedankenstrom – und genau darum geht es: den unruhigen Geist zähmen lernen. Es gibt Meditationstechniken gerade für Leute, die sich schwer konzentrieren können (z. B. Gehmeditation, Mantra-Meditationen oder bewegte Meditationen). Unruhe ist der Grund zu meditieren, nicht das Hindernis. Mit Geduld und ohne Druck wirst Du feststellen, dass auch Dein Geist Phasen der Stille finden kann.
Fazit: Meditation ist viel unkomplizierter, als viele denken. Du musst nicht perfekt sitzen, nicht perfekt still sein, nichts Besonderes erleben. Es geht eher ums Loslassen von Erwartungen: Du darfst zappelig, abgelenkt oder gelangweilt sein – genau das beobachtest Du ja. Und indem Du lernst, Dich dafür nicht zu verurteilen, hast Du den ersten Schritt der Praxis schon gemeistert. Also lass Dich von diesen Mythen nicht abhalten: Probier es einfach aus, auf Deine ganz eigene, bequeme Art.
Quellen:
The Spring Meditation (Blog) – thespringmeditation.com
The Candidly – thecandidly.com